Plagiarius 2022: So dreist fälschen Betrüger Produkte

2022-07-30 01:19:14 By : Ms. Sunny Wang

Das Geschäft mit Produktpiraterie ist milliardenschwer. Die Pandemie hat Fälschern sogar noch Auftrieb gegeben. Der Schmähpreis Plagiarius schaut den Kopierern dabei genau auf die Finger und zeichnet besonders plumpe und dreiste Fälschungen aus: Welche das sind, sehen Sie in unserer Bilderstrecke.

Ihn sollte man lieber nicht in der Vitrine stehen haben: Der Schmähpreis Plagiarius, den die gleichnamige Aktion jährlich vergibt, zeichnet die dreistesten Produktfälscher aus. Die Trophäe geht 2022 an Unternehmen verschiedener Branchen – die Fälschungen sind häufig kaum vom Original zu unterscheiden. Ob Werkzeug, Besteck oder eine Futterbar für Haustiere: Das sind die „Sieger“.

Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Das Original-Besteck (oben) ist laut des Herstellers Koziol nachhaltig und lange ausgetüftelt. Das Mehrweg-Besteck trägt den Produktnamen Klikk, Benutzer können die Steckverbindung schnell zu Gabel, Messer und Löffel entkoppeln. Den Nachmachern, einer australischen Firma namens Are Media, verleiht Plagiarius den ersten Platz: Der Kunststoff sei ungeeignet, das Besteck schnell unbrauchbar.

Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Der zweite Preis geht an ein Unternehmen namens Abdullah Corporation mit Sitz in Bangladesch. Sie kopieren dreist ein Druckmessgerät von Wika aus Nordbayern (Bild links). Die Fälschung, auf der neben dem Markenlogo sogar noch prominent „Made in Germany“ prangt, sei nicht robust genug gegen Erschütterungen und nicht präzise genug. Eine Messtechnikfirma bescheinigt der Kopie unter anderem eine zu kleine Messfeder, fehlende Möglichkeiten zur Feinjustierung – und damit sei es für Unternehmen gefährlich, es einzusetzen. Denn die angegebene Messgenauigkeit könne nicht erreicht werden.

Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Das Original von Schaeffler (links) und die Kopie des chinesischen Unternehmens Giant sind nicht mal anhand der Verpackung zu unterscheiden. Auch Händlerzertifikate oder Bankbestätigungen drucke der Gewinner des Schmähpreises Plagiarius ohne zu zögern. Das zweireihige Axial-Schrägkugellager zieht in Antriebstechnik ein, beispielsweise von Werkzeugmaschinen – wo die Produktversprechen von Schaeffler, nämlich Präzision und Zuverlässigkeit, eine wichtige Rolle spielen.

Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Katzen sollen fein speisen können mit der Futterbar samt Katzengras-Schale, die sich der Tierprodukte-Hersteller Wagner Pet Products aus Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen) ausgedacht hat (links). Statt Keramik-Futterschalen rutschen bei der Billig-Version eines deutschen Discounters die Plastik-Schüsseln in der Aussparung hin und her. Um die 40 Euro rufen Online-Shops für das Originalprodukt auf, die Plagiatoren wollten lediglich ein Fünftel des Preises. Immerhin: Wagner Pet Products habe sich außergerichtlich und gütlich mit dem Discounter einigen können.

Bild: Aktion Plagiarius e.V.

„Kein Original-Produkt, aber austauschbar“: Das ist ungeniert eingraviert in jede gefälschte Radkappe mit VW-Logo (Original links). Wahlweise bietet der Fälscher Murama andere Auto-Marken an. Preis: Ein Viertel des Originals. Das spiegelt sich in billigen Materialien und mangelnder Stabilität wider. Deutschlands größter Autohersteller schützt sein geistiges Eigentum weltweit und pocht auf seine Rechte. Ein deutscher Online-Händler unterschrieb beispielsweise eine Unterlassungserklärung. Der italienische Hersteller verweigere eine solche jedoch. Trotz offenkundiger Markenverletzung ist in Italien deshalb ein langwieriges Gerichtsverfahren gegen Murama anhängig.

Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Das Chemnitzer Unternehmen Germens lässt seine Designs von Künstlern entwerfen und legt zudem Wert auf hochwertige Stoffe. Die Hemden haben auch dem türkischen Hersteller von Oberbkleidung Gabano gut gefallen. Immerhin, heißt es von der Aktion Plagiarius, habe Gabano die Anordnung und einige Details verändert. Dafür wollte ein deutscher Händler noch ein Siebtel des Originalpreises von seinen Käufern haben. Germens ruft für seine Hemden im Onlineshop um die 230 Euro auf.

Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Der Schaltschrankschlüssel von Knipex (Original in der Mitte) ist äußerst beliebt in der Produktfälscher-Gemeinschaft. Etwa 9500 Angebote des TwinKey genannten Werkzeugs hat Knipex in den vergangenen drei Jahren von Online-Verkaufsshops löschen lassen. Die vornehmlich chinesischen Händler verkauften das Wuppertaler Produkt auch über verschiedene Amazon-Seiten. Die Plagiate bestünden aus billigen Materialien und seien schlecht verarbeitet. Der Magnet, der den Schlüssel im Original zusammenhält, funktioniere bei den Fälschungen häufig nicht. Entsprechend billig bieten die Nachahmer das Werkzeug feil. Plagiarius „belohnt“ das Engagement der Fälscher mit der Sonderauszeichnung „Hyänen-Preis“.

Bild: Aktion Plagiarius e.V.

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