Ist Joe Biden zu alt?

2022-07-30 01:27:30 By : Mr. Xiangwen Kong

Noch bevor Joe Biden auch nur einen Fuss ins Weisse Haus gesetzt hatte, war er von Fox News bereits verunglimpft worden: Er sei de facto dement und nicht in der Lage, sein Amt auszuführen, hämmert etwa Sean Hannity seither täglich seinen Zuschauern ein. Diese Polemik kann man getrost ignorieren. «Niemand will diesen Dreck weiterverbreiten», stellt etwa Mark Leibovich im Magazin «The Atlantic» fest. «Vielmehr beschreiben Menschen, die täglich mit Biden im Kontakt sind, ihn als äusserst engagiert am Tagesgeschehen und bestens auch über Details informiert.»

Leibovich und «The Atlantic» werden dem linksliberalen Lager zugerechnet. Neuerdings werden jedoch gerade auch von dieser Seite immer mehr Stimmen laut, welche Biden dringend nahelegen, auf eine Kandidatur für eine zweite Amtszeit zu verzichten. So zählt etwa Michelle Goldberg in der «New York Times» zwar sämtliche Verdienste des US-Präsidenten auf, um zum Schluss zu kommen: «Trotz allem hoffe ich, dass er nicht mehr antritt, denn er ist zu alt.»

Goldberg spricht den Demokraten aus dem Herzen. 75 Prozent wünschen sich gemäss den jüngsten Umfragen, dass Joe Biden auf eine zweite Kandidatur verzichtet. Der Präsident gibt sich indes unverdrossen. Seine Pressesprecherin stellte kürzlich fest: «Um es glasklar auszudrücken, der Präsident hat mehrmals wiederholt, dass er plane, 2024 wieder anzutreten.»

Ob damit auch das letzte Wort gesprochen ist, bleibt abzuwarten, Pläne können bekanntlich geändert werden, und Gründe für eine Planänderung gibt es zuhauf. Biden ist zwar laut Angaben seiner Ärzte körperlich fit. Er trinkt und raucht nicht, er hat kein Übergewicht, begibt sich regelmässig in den Fitnessraum und sieht für sein Alter immer noch blendend aus.

Doch das Weisse Haus macht die Menschen sehr schnell alt. Das zeigen die Vorher-nachher-Bilder, die regelmässig von früheren Amtsinhabern veröffentlicht werden. David Axelrod, der ehemalige Chefstratege von Barack Obama, hat denn auch kürzlich in der «New York Times» erklärt: «Die Präsidentschaft ist ein monströs anstrengender Job, und die nackte Realität ist die, dass das Alter des Präsidenten bei einer zweiten Amtszeit näher bei 90 als bei 80 liegen würde.»

Biden wird am 20. November seinen 80. Geburtstag feiern. Sollte er eine zweite Amtszeit gewinnen, wäre er an deren Ende 86-jährig.

Leibovich weist darauf hin, dass in anderen aufreibenden Jobs die Menschen weit früher pensioniert werden. Piloten etwa werden in den USA im Alter von 65 Jahren in Rente geschickt, Fluglotsen bereits mit 56. «Der Druck in diesen Jobs ist gewaltig, Burnouts gibt es zuhauf, und niemand wünscht sich einen Grossvater im Cockpit.»

Das Biden-Lager kann mit guten Argumenten entgegnen, dass der Präsident seinen Job bisher ordentlich erledigt hat. Er hat getan, was in seiner Macht lag. «Die vielen Krisen, die seine Umfragewerte in den Keller getrieben haben, sind nicht seine Schuld», bestätigt denn auch Michelle Goldberg und verweist darauf, dass Biden wenig gegen die Inflation, gegen die Sturheit von Senator Joe Manchin und gegen die Urteile des Supreme Courts ausrichten kann.

Die linksliberalen Kritiker geben auch gerne zu, dass wahrscheinlich nur Joe Biden Donald Trump schlagen konnte. «Biden hat den Menschen am wenigsten Angst gemacht», schreibt Leibovich. «Sie wollten vor allem Trump loswerden. Sie wollten jemanden, der nicht wie ein Verrückter tweetet, ihnen nicht rät, Desinfektionsmittel gegen Covid zu schlucken, und nicht die Ehre von Kriegshelden, Bürgerrechts-Ikonen oder behinderten Reportern besudelt. Jemanden, der ganz einfach anständig und seriös ist, und der den Amerikanern wenigstens für eine kurze Zeit Frieden gewährt.»

Inzwischen reicht dies nicht mehr. Die Zeiten haben sich geändert. Obwohl Trump regelmässig damit kokettiert, 2024 erneut zu kandidieren, ist dies längst nicht mehr so sicher. Mit 76 ist der Ex-Präsident ebenfalls nicht mehr der Jüngste, und auch er kämpft mit sinkenden Umfragewerten: Nur noch 44 Prozent der Republikaner wollen, dass er 2024 wieder antritt. Zudem geht der wichtigste Verbündete, der Verleger Rupert Murdoch, auf Distanz. So hat Fox News Trumps Rede in Washington am vergangenen Dienstag nur am Rande erwähnt.

Nicht nur Biden und Trump, die alten Sesselhocker werden generell zu einem Problem der amerikanischen Politik. «Wir werden von einer Gerontokratie regiert», klagt Goldberg. «Biden ist 79, die Speakerin des Abgeordnetenhauses Nancy Pelosi ist 82, der Mehrheitsführer Steny Hoyer 83, Chuck Schumer, der Mehrheitsführer im Senat, ist 71. Oft ist nicht ganz klar, ob diese Politiker noch begreifen, wie kaputt das Land ist.»

Derzeit hellt sich der politische Himmel für Biden allerdings auf. Der in den USA so wichtige Benzinpreis ist leicht gesunken, der Höhepunkt der Inflation scheint überschritten zu sein. Trump hat dafür gesorgt, dass die Republikaner mit vielen Verrückten in die Zwischenwahlen steigen und damit einen Sieg infrage stellen. Und schliesslich hat Joe Manchin nun offenbar endlich einem Deal zugestimmt, der eine abgespeckte Version von Bidens Build-back-better-Plan ermöglicht.

Gerade deswegen müsse Biden nun erklären, er werde 2024 nicht mehr kandidieren, fordert Steven Isenberg in der «Washington Post»: «Er sollte nicht mehr zuwarten, uns diese Mitteilung zukommen zu lassen. Bidens Macht und Würde würden gestärkt, sollte er die beiden nächsten Jahre klar und ohne Wahlkampf-Ablenkung definieren. Er würde so ganz zu dem Mann, den wir gegenwärtig so dringend brauchen.»

Die Insel Mallorca hat viel zu bieten: Weite Strände und kleine Badebuchten am tiefblauen Mittelmeer, schroffe Bergketten und ein hügeliges Hinterland. Bekannt ist die Insel aber vor allem für eins: den Ballermann. Ein Video vom Ballermann geht auf TikTok gerade viral.