FTA Fahrzeugtechnik: Räder für die Schweiz aus Unterentfelden

2021-12-06 06:54:37 By : Ms. prosbon Nicole

Die Firma FTA Fahrzeugtechnik in Unterentfelder Suhrenmatt feiert ihren 60. Geburtstag. Chefin Karin Kaufmann führt das Familienunternehmen in zweiter Generation weiter. Es ist bundesweit eines der vier größten Unternehmen der Branche.

Räder sind überall: unter jedem Bürostuhl, Einkaufswagen, Rollkoffer, Krankenbett, Transport- oder Stapelwagen. In Supermärkten stehen manchmal ganze Kühlregale auf kleinen Rädern. So unauffällig sie auch sind, man merkt sie kaum – und doch geht ohne Räder nichts.

Bei jedem Rad, das in der Schweiz über den Boden rollt, besteht eine gute Chance, dass es einst in Unterentfelden verkauft wurde: Seit 60 Jahren handelt das Familienunternehmen FTA Fahrzeugtechnik mit großen und kleinen Rädern, Rollen und Transportgeräten aus der Suhrenmatt-Industrie Bereich. Mit einem Sortiment von rund 4000 verschiedenen Rädern und einem Lagerbestand von rund 100.000 gehört es hierzulande zu den vier größten Unternehmen der Branche.

Es wird seit fast 30 Jahren von Karin Kaufmann in zweiter Generation geführt. 1961 gründete ihr Vater Hans Walter Kaufmann das Unternehmen als Ingenieurbüro für Fahrzeugtechnik. Das Fahrradgeschäft lief jedoch so gut, dass sich das Unternehmen bald darauf spezialisierte.

Eigentlich lernte Karin Kaufmann Marketing, machte eine Banklehre, begann aber zeitweise im väterlichen Betrieb zu arbeiten. „Zuerst fand ich das eher langweilig“, sagt sie heute unverblümt. "Aber dann habe ich dafür Feuer gefangen."

Sie sah, wie vielfältig die Welt der Räder ist und kam mit verschiedenen Branchen in Kontakt, denn Räder gibt es überall. Wenn sie heute unterwegs ist, auch im Urlaub, hat sie immer automatisch im Blick, welche Räder wo im Einsatz sind. „Das ist eine Art Berufskrankheit“, sagt sie humorvoll.

Vor rund 20 Jahren trat auch Karin Kaufmanns Partner Roland Wasem in das Unternehmen ein; heute teilen sie sich das Führungsteam. Ihr Vater, Firmengründer Hans Walter Kaufmann, wurde im August 92 Jahre alt. Bis zu seinem 90. Lebensjahr habe er jede Woche bei der Firma vorbeigeschaut und mitgeholfen, sagt sie. "Die FTA ist wie sein viertes Kind." Jetzt bringt sie ihm die neuen Kataloge. "Er liest sie leidenschaftlich und ist immer noch begeistert."

Auch die Angebotsvielfalt ist enorm: Karin Kaufmann führt durch das Firmenlager und zeigt zum Beispiel ein 50 Kilogramm schweres Schwerlastrad. Auch für große Rechenzentren gibt es elektrisch leitfähige Räder, damit Mikrochips nicht durch statische Elektrizität brechen. Oder hochhitzebeständige Räder, speziell mit lebensmittelechtem Material gefettet, die in Bäckereien zum Einsatz kommen und Temperaturen von bis zu 350 Grad standhalten.

Rund 98 Prozent der Fahrräder von FTA stammen von europäischen Herstellern, wie Karin Kaufmann sagt. Die meisten von ihnen aus Deutschland, Italien, Finnland oder England. Auch aus ökologischen Gründen: Schließlich macht es keinen Sinn, Dinge zu importieren, die hier von weit her hergestellt werden.

Bis in die 1980er-Jahre fertigte die ESTV in Unterentfelden noch Transportgeräte inklusive der Fahrräder. Mit der zunehmenden Konkurrenz aus Asien war dieses Geschäft nicht mehr zu bewältigen, die ESTV legte den Fokus auf den Handel, seit 20 Jahren auch mit einer Niederlassung in Deutschland. Das Unternehmen betreibt noch immer eine Werkstatt in Unterentfelden. Einige Kunden benötigen beispielsweise kleine Walzen für ältere Industriemaschinen, für die keine offiziellen Ersatzteile mehr erhältlich sind. Karin Kaufmann sagt:

Dank des Onlineshops ist die FTA gut durch die Corona-Krise gekommen, wie Karin Kaufmann sagt. Vor Jahren war sie eine der ersten in der Branche, die darauf gewettet hat. Der Online-Umsatz hätte sich in dieser Zeit verdoppelt und beträgt heute rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes.

Aktuell investiert das Unternehmen in die Digitalisierung von Arbeitsabläufen. „Auch um Papier zu sparen“, sagt Karin Kaufmann. Auch hier steht die Umwelt im Fokus: Seit zehn Jahren ist das Unternehmen in einem modernen Minergie-Gebäude zu Hause. Fast alle Wände sind aus Holz, außer zwischen Lager und Büro, aus Brandschutzgründen.

Auch bei der Einstellung neuer Mitarbeiter ist die Nähe ein Kriterium. Die meisten der 14 Mitarbeiter wohnen im Dorf, "viele kommen mit dem Fahrrad zur Arbeit", sagt Karin Kaufmann. Das alte FTA-Gebäude nebenan wird günstig an Start-ups vermietet. Und generell herrscht im Unternehmen eine spürbar angenehme, familiäre Atmosphäre. Vielleicht dank Geschäftshund Yuki. «Sie ist unsere Büropsychologin. Und der heimliche Chef“, sagt sie.