Das sind die dreistesten Produktfälschungen des Jahres

2022-05-21 13:45:57 By :

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„Das Besteck ist so praktisch, dass es den Fälschern vermutlich gut gefallen hat“, sagt Katrin Bode, Pressesprecherin von Koziol. Bild: dpa

Jährlich vergibt die „Aktion Plagiarius“ ihren Schmähpreis und prangert Fälscher deutscher Entwürfe an. Den ersten Preis erhalten dabei dieses Mal Produktpiraten, die ein Besteckset der Firma Koziol kopierten.

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E in kleiner Ort in Südhessen ist die Geburtsstätte von sehr klugem Besteck. Erbach heißt die Stadt, hat fast 14.000 Einwohner, und ist Sitz von Koziol, einer auf Designartikel und Wohnaccessoires spezialisierten Firma. „Klikk“ heißt einer ihrer Verkaufsschlager: Ein Besteckset, das sich zusammensetzt aus Messer, Gabel sowie Löffel und vor allem in bunten Farben verkauft wird. Und dieses einfach zu handhabende, einfach zu transportierende Besteckset findet weltweit sehr viele Nachahmer. Vulgo: Fälscher.

Einer dieser Fälscher, ein australischer Medienkonzern, der das Besteck in China in schlechter Qualität produzieren ließ, hat für den Ideenklau nun den ersten Preis in der „Aktion Plagiarius“ erhalten. Jedes Jahr – nun schon zum 46. Mal – vergibt Plagiarius, ein eingetragener Verein, Negativpreise an besonders dreiste Produkt- und Markenpiraten, die sich bei deutschen Unternehmen bedienten. Ausgezeichnet (wenn man das denn überhaupt so nennen möchte) wurden am vergangenen Montag acht Produkte, darunter gleich zwei Klikk-Bestecksets von Koziol, Maschinen- und Autoteile, Werkzeuge, Männerhemden – und ein Napf für Katzen, der nicht mehr Napf heißt, sondern Futterbar.

Die Preise sagen nichts darüber aus, ob das, was da vorging, nun rechtens war. „Ziel der Aktion Plagiarius ist vielmehr, die fragwürdigen – und teils kriminellen – Geschäftsmethoden von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, und Industrie, Politik und Verbraucher bezüglich Ausmaß, Schäden und Risiken des Problems zu sensibilisieren“, heißt es auf der Website des Vereins.

Oft – wie etwa im Falle des Bestecksets aus Südhessen – wird von Produktfälschern ein Design übernommen und als das eigene ausgegeben, in das seitens des Herstellers viel Zeit und Geld geflossen ist. „Das Besteck ist so praktisch, dass es den Fälschern vermutlich gut gefallen hat“, sagt Katrin Bode, Pressesprecherin von Koziol. „In der Entwicklung ist das Besteckset ein komplexes Produkt, aber die einzelnen Teile kann man leicht nacharbeiten.“ Gegen Fälscher vorzugehen ist schwierig – und vor allem teuer. Bei Koziol werden für alle Produkte grundlegende Schutzrechte angemeldet, sogenannte Geschmacksmuster. Diese aber auch durchzusetzen, und dann noch gegen Firmen, die im Ausland sitzen, etwa in China oder Bangladesch, ist kompliziert.

In manchen Fällen sind die Fälscher noch frecher: Sie kopieren das Produkt eins zu eins, inklusive Hersteller-Logo, wie zum Beispiel beim diesjährigen zweiten und dritten Preis der „Aktion Plagiarius“. Es handelt sich hierbei um ein Druckmessgerät der unterfränkischen Firma Wika, respektive um ein Schrägkugellager der Schaeffler-Gruppe. Auf den Fälschungen steht zwar der deutsche Firmenname, die Qualität des Produkts ist – wie CT-Untersuchungen und 3-D-Scans von Plagiarius zeigen – aber deutlich schlechter. Bei Maschinenteilen, die unter anderem in der Chemieindustrie angewandt werden, kann das schnell gefährlich werden – für den Menschen und die Maschine.

Zu einem finanziellen Schaden für die Hersteller der Originale kommt es indes bei jeder Fälschung. Mehr als 400 Milliarden Euro gehen Herstellern weltweit jedes Jahr verloren, schätzt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Ein Land wie Deutschland mit vielen verarbeitenden Betrieben und einer exportorientierten Wirtschaft dürfte davon überproportional betroffen sein.

Was das Erkennen von Fälschungen angeht, muss ein altes Sprichwort bemüht werden: Der Teufel steckt im Detail. Oder vielmehr: im Innenleben der Produkte. Das echte „Klikk“-Besteckset besteht etwa aus einem langlebigen Kunststoff, die Fälschung hingegen aus leicht verformbarem und hitzeempfindlichem Plastik. Mit bloßem Auge sind die Unterschiede aber nur schwer zu erkennen. Und genau auf diesen Effekt setzt nun auch eine bevorstehende Ausstellung im Museum Plagiarius in Sigmaringen. Dort werden vom 29. April an 350 Objekte aus der Geschichte des Plagiarius-Preises gezeigt – Fälschungen und Originale nebeneinander.

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Die Verleihung der Plagiarius-Preise geht auf die Idee eines deutschen Designers, Rido Busse, zurück, der auf einer Messe im Ausland eine Waage entdeckte, die eins zu eins aussah wie eine Waage seiner Firma, aber eine Kopie war. 1977 rief Busse den Preis das erste Mal aus. Busse ist im vergangenen Jahr gestorben.

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Vergabe des Plagiarius-Preises: Das sind die dreistesten Produktfälschungen des Jahres

Das sind die dreistesten Produktfälschungen des Jahres

Jährlich vergibt die „Aktion Plagiarius“ ihren Schmähpreis und prangert Fälscher deutscher Entwürfe an. Den ersten Preis erhalten dabei dieses Mal Produktpiraten, die ein Besteckset der Firma Koziol kopierten.

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