Rennrad gebraucht kaufen - die besten Tipps - Rennrad aus zweiter Hand | TOUR

2022-08-13 02:20:43 By : Mr. Kangning Tian

Ein gebrauchtes Rennrad verspricht den preiswerten Einstieg in die Welt der schmalen Reifen. TOUR gibt Tipps, wo man am besten sucht, was man gebraucht kaufen kann und worauf man beim Gebrauchtkauf achten muss

Beim Blick auf die Preisschilder der neuesten Rennräder verfliegt bei manch einem die Kauflaune: Muss man wirklich Tausende von Euro ausgeben, um am Wochenende mal auf schmalen Reifen elegant über die Landstraße zu ­jagen? Wer auf dem Konto keine großen Reserven hat, könnte nach dem ersten Marktüberblick nur eine Lösung sehen: ein gebrauchtes Rennrad kaufen. Für Einsteiger kann dies der beste Weg sein, um zu testen, ob einem die schmalen Reifen wirklich taugen.

Nur von seriösen Verkäufern kaufen Niemand will Hehlerware, einen gefälschten Rahmen aus China oder ein Rad mit Unfallschaden kaufen. Da hilft es nur, den Verkäufer kritisch zu beurteilen. Beispiel bei Ebay: Ist das Angebot verdächtig günstig? Sitzt der Anbieter in einem weit entfernten Land? Was hat der Verkäufer bisher angeboten bzw. an Bewertungen bekommen? Auf www.bikesale.de ist die Identität von Verkäufern verifiziert – das Unternehmen arbeitet auch mit der Polizei zusammen.

Belege erfragen Gibt es den Original-Kaufbeleg oder einen Nachweis für Service-Arbeiten?

Probe fahren Der beste Weg, um Mängel zu entdecken und zu schauen, ob das Rad passt. Hilft auch, den Verkäufer einzuschätzen. Und: Nehmen Sie einen Freund mit, der sich auskennt.

Wo gebrauchte Räder gehandelt werden

Alu oder Carbon? Grob vereinfacht kann man sagen: Räder mit Aluminium-Rahmen sind etwas schwerer aber robuster als solche mit Carbonrahmen – Ausnahmen bestätigen die Regel. Beulen im Metall sieht man und kann auch bewerten, wie schlimm sie sind; bei Carbon sind Schäden nicht so leicht zu entdecken, deshalb ist es wichtig, die Vorgeschichte des Rades zu kennen

Schaltung und Bremsen Drei Hersteller – Shimano, Campagnolo und SRAM – dominieren den Markt, in dieser Reihenfolge. Sie unterscheiden sich vor allem darin, wie man ihre Schaltungen bedient

Preiswerte Räder sind oft nicht sortenrein ausgestattet: Die Hersteller kombinieren eine nominell teurere Gruppe mit Teilen aus günstigeren Gruppen desselben Herstellers oder mit No-Name-Produkten. Die billigeren Teile funktionieren neu meistens annähernd gleich gut, sind aber schwerer und halten nicht so lange. Seit etwa 2014 tragen die meisten neuen Rennräder Schaltungen mit elf Ritzeln. Für ältere Zehnfach-Gruppen sind Ersatzteile überall verfügbar, bei Neunfach und Achtfach wird es schwieriger.

Welche Rahmenhöhe? Diesen Wert müssen Sie kennen. Die Faustregel lautet: Innenbeinlänge (cm) x 0,69 = Rahmenhöhe (cm). Warum die Rahmenhöhe – zum Beispiel bei sehr großen oder sehr kleinen Menschen – von dieser Faustformel abweichen kann, finden Sie hier genau erklärt.

Und die Laufräder ? Schwerere Fahrer (ab 80 Kilo) sollten auf robuste und absolut intakte Laufräder achten. Ein Erkennungszeichen für stabile Laufräder sind mehr Speichen, etwa im Vorderrad 20 (oder mehr), im Hinterrad 24 (oder mehr).

Welche Rolle spielt das Gewicht? Für den Fahrspaß ist das Rad-Gewicht eher nebensächlich. Die meisten Novizen finden jedes Rennrad leicht. Top-Renner wiegen um 6,5 Kilo, gute Mittelklasse um 7,5, günstige Einsteigermodelle um 8,5 Kilo. Wiegt ein Rennrad mehr als 9 Kilo, heißt das nicht, dass man damit keinen Spaß haben könnte. Eher könnte es sich um ein sehr einfaches Rad mit billigen, minderwertigen Komponenten handeln – oder um einen klassischen Stahlrahmen.

Wie viel ist das Rad noch wert? Den offiziellen Neupreis findet man bei weit verbreiteten Modellen z. B. unter www.tour-magazin.de heraus. Ist das Rad zwei bis vier Jahre alt, sollte der Gebrauchtpreis rund 30 bis 50 Prozent unter dem Neupreis liegen. Eine simple Methode, um aktuelle Preise zu finden: Googelt man das Modell, bekommt man gebrauchte Räder, aber oft auch neuwertige Restposten angezeigt. Noch besser: auf Ebay über "erweiterte Suche" verkaufte Räder suchen. Alter, Pflegezustand, Ausstattung und der Marktplatz ergeben die Preisunterschiede. Das gleiche Rad kann bei einer Ebay-Auktion zu einem ganz anderen Preis zu bekommen sein als über lokale Kleinanzeigen.

Die kritischste Stelle an gebrauchten Rennrädern ist der Gabelschaft. Selbst günstige Bikes mit Alurahmen haben heutzutage Vollcarbongabeln. Was es dabei zu beachten gilt haben wir in TOUR 06/2021 in einem großen Report für unsere Leser aufbereitet.

Der Fahrrad-Sachverständige Dirk Zedler gibt Tipps, worauf man beim Gebraucht-Kauf achten sollte

TOUR Ist es riskant, ein gebrauchtes Carbonrennrad zu kaufen? ZEDLER Man weiß es nicht. Die Rahmen sind unkritisch, aber Anbauteile bergen ein hohes Risiko. Mir ist kein Fall bekannt, bei dem ein Rahmen ohne Vorwarnung explodiert ist. Aber wenn plötzlich der Gabelschaft bricht, ist das ein echtes Problem. Ob die Gabel geschädigt ist, lässt sich von außen nicht erkennen. Die Gabel würde ich daher immer austauschen.

Wie sieht es mit Carbon-Anbauteilen aus? Wenn Sattelstütze, Lenker oder Vorbau brechen, falle ich runter. Das sind die Teile, mit denen wir es bei unseren Gutachten häufig zu tun haben. Darauf würde ich mich nur verlassen, wenn der beste Kumpel es verkauft.

Wie sieht das Risiko bei gebrauchten Alu-Rennern aus? Die Rahmen sind unkritisch, aber die Gabel ist meist auch aus Carbon. Der Sicherheitsstandard bei Alu-Komponenten ist in den vergangenen zehn Jahren massiv gestiegen. Ein möglichst neues, modernes Rad ist also von Vorteil. Alu ist zudem "ehrlicher": Ein Alu-Lenker verbiegt sich bei einem Sturz – das kann ich erkennen. Ein Carbonlenker ist eventuell vorgeschädigt, ohne dass ich es sehen kann.

Worauf sollte man sonst beim Gebrauchtradkauf achten? Es wird sehr viel geschwindelt, vom falschen Alter über die Kilometerleistung bis hin zu ausgebesserten Unfallschäden. Gebrauchträder werden oft von Laien gekauft, und die lassen sich leicht reinlegen. Ich habe schon einen Fall vor Gericht begutachtet, bei dem ein laut Beschreibung fast neues, hochwertiges Markenrad verkauft wurde. In Wahrheit war es ein zehn Jahre altes, sehr preiswertes Rad.

Sollte man überhaupt gebraucht kaufen? Ich würde nur im Beisein eines Experten und aus vertrauenswürdiger Quelle kaufen – am besten aus dem Freundeskreis. Ich selbst bin schon viele gebrauchte Rahmen gefahren, aber ich habe immer alle relevanten Anbauteile getauscht.

Schäden am Rahmen Dazu gehören beispielsweise auch rundgedrehte Gewinde für Flaschenhalter oder andere Anbauteile – Details, die man nicht auf den ersten Blick sieht. Kaputte Gewinde sind zwar meistens reparabel, aber es kann aufwendig und teuer werden.

Eine lange nicht ersetzte Kette ... ... verschleißt auch Ritzel und Kettenblätter über Gebühr. Der Kettenwechsel alleine reicht dann möglicherweise nicht, und Sie müssen die anderen Teile mit austauschen.

Abgebremste Felgen ... ... können früher oder später brechen – und Ersatz ist teuer.

Unpassende Übersetzung Wenn Sie in die Berge wollen und das Rad war vorher für Flachstrecken übersetzt, kann die nachträgliche Umrüstung aufwendig und teuer werden.

Retro-Renner Originale oder originalgetreue Ersatzteile für Stahlklassiker können schwer zu beschaffen und teuer sein.

Vor der Probefahrt müssen Sie sich vergewissern, dass das Rad in technisch einwandfreiem Zustand ist. Haben Sie Zweifel, verzichten Sie zum Selbstschutz auf die Probefahrt.

-Heben Sie das ganze Rad ein paar Zentimeter hoch und lassen Sie es auf die Reifen aufprallen – klappert etwas? Wenn ja, lässt sich das Geräusch identifizieren und beseitigen? - Heben Sie das Rad hinten an und schalten Sie alle Gänge durch. Es darf nichts rasseln oder schleifen.

- Untersuchen Sie das Rad auf Sturzschäden (zum Beispiel Kratzer und Schleifspuren an Bremshebeln, Lenkerbogen und -enden, Pedalen, hinterem Schaltwerk und Schnellspannern)

- Demontieren Sie Lenker und Vorbau. Waren die Schrauben sehr fest angezogen? Inspizieren sie die Klemmstellen auf Schäden, insbesondere den Gabelschaft. Setzen Sie das Rad mit einem Drehmomentschlüssel wieder zusammen. - Heben Sie das Rad vorne leicht an. Lässt der ­Lenker sich leicht von links nach rechts drehen, ohne einzurasten? Wenn nicht, ist das Lenkungslager falsch eingestellt oder verschlissen.

- Schauen Sie sich beide Reifen aus der Nähe an, über den gesamten Umfang und von beiden Seiten: Ist noch genug Profil vorhanden oder zeigt einer der ­beiden Pneus bereits eine eckige Kontur? Lauffläche und Reifenflanken dürfen weder Schnitte noch Risse aufweisen, sonst werden sofort neue Reifen fällig. - Drehen Sie nacheinander Vorder- und Hinterrad im Stand und achten Sie dabei auf den Spalt zwischen Bremsbelag und Felge. Läuft das Rad exakt rund, bleibt der Spalt stets gleich breit. Abweichungen von mehr als einem Millimeter sollten Sie nicht tolerieren beziehungsweise sich darauf einstellen, dass früher oder später ­Reparaturen fällig sind. Drücken Sie das Laufrad im Stand nach links und rechts: Haben die Nabenlager Spiel? Konuslager lassen sich nachjustieren, bei gedichteten Industrielagern kann nur ausgetauscht werden. - Überprüfen Sie die Speichen der Laufräder. ­Fehlende, gerissene, geknickte oder verrostete Speichen sind ein schlechtes Zeichen. Schauen Sie sich die Felgen­flanken genau an und legen Sie im Zweifelsfall z. B. eine Scheckkarte an: Wenn die Flanke schon stark ­abgebremst ist, also eine Senke sichtbar ist, kann die Felge brechen. Auf jeden Fall wird bald Ersatz fällig. - Lassen Sie die Luft aus den Reifen, drücken Sie die Reifen im Felgenbett zur Seite und begutachten Sie das Felgenband. Es muss ohne Knicke und Falten ­exakt im Felgenbett liegen und alle Speichenlöcher komplett abdecken. Ist das Band löchrig, fadenscheinig, übermäßig gedehnt oder sonstwie nicht tipptopp, muss es getauscht werden. Das Felgenband ist eines der sicherheitsrelevantesten Teile am Fahrrad! - Sind die Bremsbeläge noch ausreichend dick? (Mindestens 5 Millimeter Überstand über dem Bremsbelaghalter müssen bei Felgenbremsen sein. - Prüfen Sie Kette und Kettenblätter: Deutlich ­zugespitzte Zähne sind ein Zeichen für ­starken ­Verschleiß. Mit einer Kettenlehre lässt sich der Verschleiß der Kette objektiv einschätzen und Angaben zur Laufleistung überprüfen.

Ein Kaufvertrag dokumentiert die Eigentumsverhältnisse. Die wichtigsten Fragen:

Was gehört unbedingt rein? Der "Kaufgegenstand" (das Rad) mit kurzer Beschreibung (Hersteller, Modell, Farbe, Schaltung, Laufräder) und die Rahmennummer. Dazu beide Parteien mit Anschrift (Ausweis zeigen lassen!), Preis, Ort und Datum.

Was ist zusätzlich sinnvoll? Der Käufer sollte sich unbedingt Unfall- und Sturzfreiheit garantieren lassen. Auch sogenannte Nebenabreden sollte man notieren, zum Beispiel Zustandsbeschreibungen ("wie neu" oder "defekt"). Darauf können sich beide Parteien später berufen.

Kann man vom Kauf zurücktreten? Nur, wenn der Verkäufer einen erheblichen Mangel verschwiegen hat. Zunächst muss er die Chance zur Nachbesserung bekommen, auch eine Kaufpreisminderung ist möglich.

Interview: Rechtsanwalt Albrecht Dietze erklärt, worauf man beim Gebrauchtradkauf achten sollte

TOUR Sollte man einen schriftlichen Kaufvertrag schließen? DIETZE Ein Kaufvertrag muss nicht schriftlich abgeschlossen werden. Das Gesetz geht grundsätzlich von der Formfreiheit aus. Kaufverträge können also auch mündlich, per E-Mail oder übers Telefon geschlossen werden. Es bietet sich aber an, einen schriftlichen und von beiden Seiten unterschriebenen Vertrag aufzusetzen, der den Kaufgegenstand, die Parteien mit Anschrift, den Preis sowie Ort und Datum festhält. Damit umgeht man spätere Beweisschwierigkeiten und Missverständnisse über den genauen Vertragsinhalt. Insbesondere sollten alle Nebenabreden schriftlich festgehalten werden. Kann man vom Kauf zurücktreten? Nur, wenn der Verkäufer für einen erheblichen Mangel einzustehen hat und er nach Fristsetzung durch den Käufer die Nachbesserung verweigert oder zweimal erfolglos nachgebessert hat. Statt zurückzutreten, kann der Käufer auch den Kaufpreis mindern.

Bietet der Gebrauchtradkauf beim Händler rechtliche Vorteile? Grundsätzlich ja, denn der Händler kann im Unterschied zum Privatkauf die Sachmangelhaftung beim Verkauf an einen Verbraucher nicht ausschließen. Er muss mindestens ein Jahr für die Mängel des Rades einstehen. Der Ausschluss der Gewährleistung ist nicht zulässig. Klauseln im Vertrag eines Händlers wie "Fahrrad wird unter Ausschluss der Gewährleistung/Sachmangelhaftung verkauft" sind unwirksam.

Gibt es Besonderheiten beim Kauf über Ebay? Der Kunde hat beim Kauf übers Internet grundsätzlich die gleichen Rechte wie beim Kauf im Laden oder beim Privatkauf. Beim Kauf von einem gewerblichen Verkäufer hat man aber zusätzlich ein 14-tägiges Widerrufsrecht, von dem man ohne Angabe von Gründen Gebrauch machen kann.

Was kann man tun, wenn ein Rad "wie neu" beschrieben wird und dann Mängel auftreten? Wenn das Rad nicht die vereinbarte Beschaffenheit hat, ist es mangelhaft im Sinne des Gesetzes. Der Käufer kann Nachbesserung verlangen, den Kaufpreis mindern oder unter bestimmten Voraussetzungen vom Vertrag zurücktreten. Wenn das Rad als "wie neu" beschrieben ist, kann der Käufer davon ausgehen, dass es nahezu keine Gebrauchsspuren aufweist.

Wenn Rennrad-Funktionskleidung zuverlässig gegen Wind und Regen schützen soll, dann benötigt sie die richtige Pflege. TOUR gibt Tipps zum Waschen, Imprägnieren und Reparieren von Radbekleidung – vom Trikot bis zur Regenjacke.

Schutzbleche am Rennrad? Puristen rümpfen darüber die Nase – aber tatsächlich ist es das Erkennnungszeichen für alle Rennradler, die im Herbst und Winter wirklich Rad fahren wollen. Acht Rennrad-Schutzbleche zum Anschrauben und Anstecken im Test. Plus: Montage-Tipps.

Luft in den Reifen ist der Schlüssel zum Fahrgefühl des Rennrads. Aber wie viel Luft ist optimal? Wie kommt sie rein, und wie bleibt sie möglichst lange dort? Was passiert mit dem Druck, wenn die Temperatur steigt? Alles über den Luftdruck im Rennrad-Reifen.

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