Jan Josef Liefers zu #allesdichtmachen: "Was ich nicht gemacht habe, ist eine saubere Recherche" | STERN.de

2022-08-27 02:07:00 By : Mr. Martin Lin

Dutzende bekannte Film- und Fernsehschauspieler, darunter viele "Tatort"-Stars, haben mit der Aktion #allesdichtmachen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung kritisiert. Mehrere der Beteiligten haben sich inzwischen von der Aktion distanziert und sich öffentlich entschuldigt. Von den ursprünglich 53 veröffentlichten Videos sind aktuell nur noch 29 bei YouTube zu finden.

Schauspieler Jan Josef Liefers gehört zu den prominentesten Gesichtern, die weiterhin hinter der Kampagne stehen. In der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner" versuchte der 56-Jährige nun erneut seine Beweggründe zu schildern. Nach mehreren Monaten Pandemie sei er "kirre im Kopf" geworden von den überall präsenten Corona-Meldungen. "Ich habe nachts nicht mehr geschlafen. Das Erste, was ich morgens sah, waren Corona-Zahlen. Das Letzte, was ich abends sah, waren die Corona-Nachrichten. Mich hat das verfolgt", sagte Liefers. Schließlich habe er aufgehört, Zeitungen zu lesen und Nachrichten zu gucken.

Moderatorin Illner zeigte Verständnis, dass einen die Menge an Informationen überfordern könne, das erkläre jedoch nicht Liefers' Video, in dem er von unkritischer Berichterstattung sprach. "Mir ist total klar, dass das ungerecht und undifferenziert ist. Dass das falsch zu verstehen ist, das kann man nicht verhindern. Das liegt aber an der kurzen, satirischen Form. Da kann man nicht differenzieren und auch noch an alle gleichermaßen denken", verteidigte Liefers sein Video und die gesamte Aktion, die von vielen Menschen "sehr persönlich genommen" wurde.

So sei sie aber gar nicht gemeint gewesen. Auch eine Spaltung der Gesellschaft hätten die an der Aktion Beteiligten nie beabsichtigt. "Ich finde auch schade, dass es zu bestimmten Reaktionen geführt hat, die nicht intendiert waren, die keiner beabsichtigt hat. Aber wer nun wirklich spaltet, ob wir die Ursache sind oder nur ein Symptom, das weiß ich nicht", sagte Liefers.

Er kritisierte erneut eine "gewisse Homogenität" und übertriebenen "Alarm" in der Corona-Berichterstattung. Zahlreiche Probleme abseits der Pandemie würden so nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen.

Auf die Frage, wie die Zusammenarbeit mit den Initiatoren der Aktion, Regisseur Dietrich Brüggemann und Filmproduzent Bernd K. Wunder, zu Stande gekommen sei, musste Liefers einräumen, dass er sich vorab nicht ausreichend informiert habe. Sowohl Brüggemann als auch Wunder fielen bereits mit Aussagen auf, die eine gewisse Nähe zur Querdenker-Szene aufweisen. So bezeichnete Wunder die Unterstützer der Regierungsmaßnahmen im vergangenen Jahr als "Coronanazis". Von Brüggemann, der auch als Musiker arbeitet, gibt es einen Song, in dem es heißt: "Steckt euch euren Polizeistaat in den Arsch. Steckt euch eure Maskenpflicht in den Arsch. Steckt euch eure Abstandsregeln in den Arsch."

Liefers sagte bei Illner, er kenne Brüggemann persönlich, das aber auch nur flüchtig. "Er hat mal einen Film gemacht, der mir super gut gefallen hat und das habe ich ihm geschrieben. Das war unser ganzer Kontakt. Was ich nicht gemacht habe, ist eine saubere Recherche." An der Aktion #allesdichtmachen habe er sich beteiligt, weil er "sechs, sieben Leute kenne, alles Kumpels", die da mitgemacht haben. "Damit ist die Sache für mich dann erstmal soweit save", sagte Liefers.

Dass nur freundschaftliche Kontakte nicht ausreichen, habe er jetzt gelernt. "Das darf man nicht machen. Man muss alles zurückverfolgen bis zu den Wurzeln." Eine Erkenntnis, die Liefers bei zukünftigen Projekten vielleicht berücksichtigt.

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