Die Sanktionen treffen Putins Reich hart, verfehlen aber ihr wichtigstes Ziel - FOCUS online

2022-09-03 01:53:48 By : Ms. Cherry Tao

Die russische Wirtschaft ist bislang sehr viel resilienter als erwartet. Nach sieben Sanktionspaketen der EU, Sanktionen der USA und anderer westlicher Länder ist sie nicht zusammengebrochen - eine Bilanz nach sechs Monaten Krieg.

Die Zentralbank Russlands erwartet für dieses Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 4,2 Prozent. Zwar kann man diesen Zahlen nicht trauen. Doch auch der Internationale Währungsfonds geht in seiner jüngsten Prognose von einem Einbruch von „nur“ sechs Prozent für 2022 aus.

Die Inflation hat nach Kriegsausbruch deutlich angezogen, wird aber für 2022 mit rund 15 Prozent unter den Befürchtungen bleiben. Auch der Rubel, der zunächst massiv eingebrochen war, hat sich wieder erholt. Es ist ein künstlicher Kurs, der durch rigorose Kapitalverkehrskontrollen erzielt wurde.

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Allerdings haben viele westliche Unternehmen den russischen Markt aufgegeben. IKEA, H&M und andere beliebte Ketten gibt es nun nicht mehr. Manche westlichen Konzerne wurden von Russen aufgekauft. McDonalds heißt jetzt „Köstlich und Punkt“ und aus Starbucks wurde „Stars Coffee“.

Der Umstand, dass nun viele westliche Produkte in den Regalen fehlen, betrifft vor allem die städtischen Mittelschichten. Die sozial Schwachen hatten diese Produkte auch vor dem Krieg nicht gekauft. Doch auch abseits der Shopping-Branche zeigen sich Risse.

Die Sanktionen haben bisher vor allem die Auto- und die Luftfahrtindustrie betroffen. Diesen Branchen fehlen wichtige westliche Komponenten, vor allem in der Elektronik. Das geht auf die westlichen Exportverbote für Hochtechnologie zurück.

Kaum noch werden Autos produziert. Im Juli 2022 ist die Autoproduktion im Vergleich zum Juli 2021 um 80,6 Prozent eingebrochen. Ersatzteile für Flugzeuge werden aus anderen Flugzeugen ausgeschlachtet.

Und Exportverbote werden mittelfristig auch andere Industriebranchen treffen – zum Beispiel die russische Rüstungsindustrie. Wenn die angelegten Ersatzteillager leer sind, werden ganze Produktionsketten eingestellt werden müssen. Ersatz für die westlichen Komponenten aus anderen Ländern gibt es nur bedingt und nicht in gleicher Qualität.

Auch der Staatshaushalt ist mittlerweile in die roten Zahlen gerutscht. Sinkende Einnahmen aus dem Export von Energieträgern, niedrigere Zolleinnahmen durch gesunkene Importe aber auch die von Putin zur Beruhigung der Lage ausgeschütteten Gelder an die Bevölkerung setzen dem Budget zu.

Das wird sich weiter verstärken. Zwar verfügt der russische Staat noch über erhebliche Mittel im „Wohlfahrtsfonds“, sie sind an sich aber nicht zur Stabilisierung des Staatshaushaltes vorgesehen. Die westlichen Staaten müssen daher noch etwas geduldig bleiben, bis die Wucht der Sanktionen die russische Wirtschaft voll erfassen wird.

Gerhard Mangott ist Professor für Politikwissenschaft mit einem speziellen Fokus auf den Bereich Internationale Beziehungen und Sicherheit im postsowjetischen Raum. Er lehrt am Institut für Politikwissenschaft in Innsbruck und ist Lektor an der Diplomatischen Akademie in Wien

Russland ist wirtschaftlich zwar nicht isoliert. Das Handelsvolumen mit vielen nicht-westlichen Staaten hat sich sogar ausgeweitet. Das gilt aber nicht für die sehr relevanten Hochtechnologiebereiche.

Trotz der politischen Nähe zwischen Russland und China kann und will (!) China die Konsequenzen der westlichen Sanktionen für die russische Wirtschaft nicht abmildern oder gänzlich aufwiegen. Chinesische Unternehmen fürchten, dafür durch westliche Sekundärsanktionen bestraft zu werden. Für sie sind der europäische und der US-Markt sehr viel wichtiger als der russische Markt.

Letztlich steht die Frage im Raum: Was wurde mit den Sanktionen erreicht? Mit den Wirtschafts-, Handels- und Finanzsanktionen wurde Russland bestraft für eine Tat, die zurecht missbilligt wird. Die russische Wirtschaft wird langfristig technologisch deutlich zurückgeworfen.

Die Konsequenzen werden alle russischen Bürger spüren. Wenn die Sanktionen vorrangig auf Bestrafung ausgerichtet sind, dann wirken sie schon und immer mehr.

Das wichtigste Ziel dahinter aber ist, dass der sanktionierte Staat sein missliebiges Verhalten ändert – konkret also, dass Russland seinen Überfall auf die Ukraine beendet. In dieser Hinsicht waren die Sanktionen erfolglos und werden es wohl auch bleiben.

Die EU kann noch ein achtes, neuntes oder zehntes Sanktionspaket verabschieden, aber der Krieg wird damit nicht beendet werden können. Für die russische Führung sind ihre geopolitischen Ziele in der Ukraine wichtiger, als das wirtschaftliche, finanzielle und soziale Wohlergehen Russlands.

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härtesten treffen die Sanktionen Deutschland. Das russ. Volk wird eher weiter zusammenrücken, angesichts des äußeren Feindes. Ist logisch.

Mag sein,dass die westlichen Sanktionen auch die russische Mittlelschicht treffen,da diese nun von westlichen Produkten auf heimische umsteigen muß.Selbst das geht bei uns nicht,da die Rohstoffe zu teuer o.ebenfalls knapp geworden sind.Aber immerhin haben sie die Möglichkeit des Umstiegs,da sie ihr Geld nicht für die hohen Energiepreise ausgeben müssen.Ebenso brauchen russische Bürger nicht zu frieren,Erergie ist ja mehr als genug vorhanden.Russland könnte,wenn es wollte das vohnandene Gas auch nicht abzufackeln sondern es an den Westen,der schon Gierig darauf wartet,zu Höchstpreisen verkaufen.Kurz um,um Russlands Wirtschaft brauchen wir uns keine großen Gedanken zu machen.Das lenkt nur von unseren eigenen Problemen ab.Aber genau das ist ja auch das Ziel!

Die Westlichen Sanktionen treffen Russland hart, das steht außer Frage. Bis jetzt kann jedoch Putl Kreml Regime dies „noch“ kompensieren. Nur wie lange! Russ wird aber dadurch immer mehr zum Sklave/Spielball von China. Ohne die Neutralität Chinas in Sachen Sanktionen wäre jetzt bereits die Rus Industrie gestoppt. Die Frage wo ich mir stelle, was fordert China vom Diener Russland? Billiges Gas, Öl? Oder sogar Landabtretungen?

Montag, 29.08.2022 | 08:47 | Hajo Pander  | 2 Antworten

und bleibt die Großmacht der Energieströme. Verlässliche Energie und wertvolle Rohstoffe sind das Lebenselixier für gesicherten Wohlstand. Die Geschichte bestätigt das Auf und Ab der Hochkulturen in Abhängigkeit von Zugriff auf Ressourcen. Insbesondere Deutschland ist ein gutes Beispiel, wie wichtig der globale Austausch von Ressourcen und hochspezifischen/technologischen Waren ist. Russland braucht wirtschaftlich die EU nicht unmittelbar, aber die EU braucht Russlands Energiepotenz.

Energieströme und wertvolle Rohstoffe hatte, genau wie Russland jetzt, und was hat es dem Land genutzt? Nichts, es ist untergegangen, weil das Know- how fehlte und die Fähigkeit aus den Ressourcen etwas zu machen. RUS wird es ähnlich ergehen, denn Putin und seine Schergen sind nicht in der Lage, das Land so zu entwickeln, dass es auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig wird.

mit zeitlicher Verzögerung immer härter. Wenn dazu in den nächsten Jahren der wirtschaftliche Druck auf Russland allein durch ambitionierte Projekte wie Weltraumforschung des Westens, militärische Sicherung der Ostgrenzen der Nato etc aufrecht erhalten wird, lenken wir damit einen Großteil der russischen Investitionen. Im Verbund mit den Sanktionen werden die innerrussischen Investitionen zur Umlenkung der Energieströme dieses an Rohstoffen reichen Landes Wirkung zeigen, es wird zunächst sehr teuer und lange dauern, Einnahmen aus dem Energiesektor im fernen Osten zu generieren. Es wird nicht der Krieg sein, der Putins Regime beseitigt, es werden die wirtschaftlichen Faktoren sein, die Russland zur Kehrtwende zwingen.

Ja mal ehrlich, die Sanktionen im verarmten russischen Dörfchen mit einer Sumpfstrasse werden da nicht ankommen. Die Leben von ihrem Stück Brot und ihren wenigen Gemüse aus den eigen Gärtchen. Die Sanktionen haben nur Auswirkungen auf die Großstädte wie Moskau, Kleiner Petersburg. Ja, da gibt es Probleme, die Regale sind leer von Westlichen Qualitätserzeugnissen und sind aber durch minderwertige Produkte ersetzt. Das Russ Volk kennt sparsam und mit wenig zufrieden zu sein. Sowjetzeit. Anders sieht es mit den Reisebeschränkungen für die korrupten Reichen aus, das trifft diese echt hart.

bis dato gibt es alles zu kaufen, vom VW bis zum Maybach, von CC bis hin zur Pepsi. Einzig die halberstaedter Wuertchen sind aus...Das leben kann so hard sein. Der Liter Bezin kostet 41,99 Rubel, bei 1:59.60. Ja es haben viele Firmen die RF verlassen,aber viele kommen auch aus China (Autobau), oder Indien nach Russland. Hier bekommen sie ein Automobilwerk fuer ein rus. Butterbrot, die Leute sind in Arbeit nur die Autos sorry nicht mein Geschmack...Die RF werden noch ca.3 Jahre brauchen um die Sanktionen vollstaendig zu kompensieren/zu substituieren. Danach ist die RF weg vom USD, euro Importe etc. Allein D hat 12% des BIP mit der RF gemacht, das wird in D Arbeitsplaetze kosten.LEIDER. Wieso muss sich D auch immer so in den Vordergrund stellen und somit pol Beziehungen gegen die Wand fahren

die Groschen im fremden Geldbeutel zählen! All die Experten, Politiker usw. sollten sich besser auf das konzentrieren, wie hart die Sanktionen gegen Russland die deutsche Befölkerung treffen werden. Die Russen werden es mit Sicherheit überstehen, ob Deutschland und Europa die überstehen werden, dass ist aber höchst fraglich.

Putin greift auch Europa und USA seit Jahren an, dies nicht militärisch aber per Cyberkriminalität, Desinformation bis destruktiv arbeitenden Agenten. Selbst wenn die Ukraine ihr 100% Ziel Rückeroberung aller Gebiete packen würde, so wäre Putins Krieg gegen uns nicht vorbei. Wir benötigen also ein Konzept für beide Schlachtfelder, wobei nur in der Ukraine Waffenruhe machbar wäre, den Kampf gegen die Demokratie würde Putin nicht einstellen. Möglicherweise würde den Europäern aber bei Waffenruhe auf den Schlachtfeldern klar, wie stark wir selbst angegriffen werden.

Also ich habe das Gefühl, dass die Bevölkerung Deutschlands mehr betroffen ist von den Sanktionen als die Russen.

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