AdBlue-Hersteller in Wittenberg: Lager laufen leer - DER SPIEGEL

2022-10-01 02:19:24 By : Ms. Sophia Feng

SKW Piesteritz: Deutschlands größter Stickstoff- und Ammoniakhersteller

Das Bundeswirtschaftsministerium sieht derzeit keine Mangellage bei der Produktion des Dieselabgasreinigers AdBlue. Falls es wirklich dazu kommen sollte, werde man reagieren, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Er reagierte damit auf Warnungen des Bundesverbands Gütertransport und Logistik (BGL), der vor einer Notlage bei der Versorgung mit dem für Lkw wichtigen Stoff warnte. Zuvor hatte ein Sprecher des Chemieunternehmens SKW Piesteritz gesagt: »Wir laufen trocken. Da wir nichts mehr produzieren, leeren sich unsere Lager.« Das Unternehmen aus der Lutherstadt Wittenberg gehört mit BASF und Yara zu den größten Herstellern von AdBlue in Deutschland.

Ohne den Abgasreiniger fährt kaum ein Lkw, auch bei vielen Diesel-Pkw wird der Stoff bei der Abgasreinigung eingesetzt. Doch wegen der drastisch gestiegenen Gaspreise steht die Produktion bei SKW Piesteritz seit bereits zwei bis drei Wochen vollständig still, sie ist für das Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich.

»Kein AdBlue bedeutet keine Brummis. Und das bedeutet keine Versorgung für Deutschland«, hatte BGL-Hauptgeschäftsführer Dirk Engelhardt der »Bild«-Zeitung gesagt und dabei auch auf den Produktionsstillstand bei SKW verwiesen. Bereits in zwei Wochen könne es demnach zu ersten Engpässen im Handel kommen.

Bei BASF in Ludwigshafen läuft die AdBlue-Produktion noch uneingeschränkt, »trotz des herausfordernden Marktumfeldes«, wie eine Sprecherin erklärte. BASF liefere weiterhin und stehe in engem Kontakt mit ihren Kunden. Ob der Chemieriese den Ausfall bei SKW am Markt kompensieren könne, wollte die Sprecherin nicht kommentieren. Der Konzern hatte zu Wochenbeginn bekräftigt, bei Anlagen, die große Mengen Erdgas benötigen, etwa zur Herstellung von Ammoniak, seine Produktionsmengen zu reduzieren und Ammoniak teilweise vom Weltmarkt zuzukaufen. AdBlue besteht zu knapp einem Drittel aus Harnstoff, dessen Herstellung direkt im Verbund mit der Ammoniaksynthese erfolgt.

SKW Piesteritz hat mit dem BGL zwar eine Notfallreserve vereinbart. Von dieser waren aber zuletzt nur noch rund eine Million Liter AdBlue übrig, wie der SKW-Sprecher zu Reuters sagte. Nach Angaben des Konzerns benötigt die Logistik in Deutschland 2,5 Millionen Liter AdBlue pro Tag, alle Pkw allein fünf Millionen Liter pro Tag.

Der Konzern ist auf Gas angewiesen, es ist ein grundlegender Rohstoff in der Produktion und kann deshalb nicht ersetzt werden. Jährlich benötigt SKW 14 Terawattstunden Gas, die stark gestiegenen Preise treffen das Unternehmen daher ins Mark. Zudem müsse der Konzern monatlich voraussichtlich 30 Millionen Euro Gasumlage zahlen. Das sei finanziell nicht zu stemmen. Dabei sei SKW eigentlich ein »kerngesundes« Unternehmen, sagte der Sprecher.

Das Bundeswirtschaftsministerium verwies darauf, dass man die Lage seit Längerem aufmerksam beobachte und mit dem Hersteller in Kontakt stehe. Zur Versorgungslage sagte der Sprecher, dass es aber mehrere Hersteller in Deutschland gebe und auch die Möglichkeit von Importen bestehe. »Eine echte Mangellage konnten wir nicht feststellen. Aber falls diese eintreten sollte, werden wir Maßnahmen ergreifen.« Er verwies auf die Hilfsinstrumente, mit denen die Regierung für ausreichende Liquidität der Firmen sorgen wolle. Diese würden auch noch ausgeweitet.

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SKW Piesteritz hatte zuvor eine Deckelung des Gaspreises und eine Ausnahme bei der Gasumlage für Unternehmen gefordert, die Gas als Rohstoff einsetzen. »Wenn nichts passiert, müssen wir zum 1. Oktober Kurzarbeit anmelden«, sagt der Sprecher. SKW Piesteritz beschäftigt 850 Mitarbeiter, den Großteil davon in der Produktion.

SKW Piesteritz: Deutschlands größter Stickstoff- und Ammoniakhersteller

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